Lernen: was ist das?
Lernen wird als relativ überdauernde Änderung der Verhaltensweise auf Grund von Erfahrungen definiert. Dabei werden aber kurzfristige Änderungen (z.B. durch Ermüdung) oder solche, die durch strukturelle Änderungen des Zentralnervensystems entstehen, unterschieden. Ein Individuum wird immer dann etwas lernen, wenn sich sein Zustand durch die Verhaltensänderung verbessert oder zumindest sichert. Durch Lernen ändert der Hund sein Verhalten (dies kann natürlich sowohl in die positive als auch in die negative Richtung sein).
Was passiert im Gehirn wenn wir lernen?
Das Gehirn wird in 4 große Bereiche eingeteilt: Vorderhirn, Mittelhirn, Rautenhirn und das für das Lernen besonders wichtige Limbische System. Dieses beherbergt unter anderem den Hippokampus („Tor zum Gedächtnis“) und den Mandelkörper („Tor zu den Emotionen“).
Das Gehirn besteht aus sogenannten Neuronen (= Nervenzellen) und Gliazellen (Glia = Leim). Gliazellen sind deutlich kleiner als Neuronen, aber sie kommen zehnmal häufiger vor als diese. Neuronen sind von vielen Gliazellen umgeben, die diese ernähren und unterstützen. Durch einen Reiz (z.B. Berührung der Haut) wird eine Nervenzelle aktiviert und sie beginnt elektrische Impulse abzugeben. Dabei kann ein Neuron bis zu 300 elektrische Impulse pro Sekunde abfeuern! Wenn man nun pro Impuls eine Informationsmenge von 300Bit/Sekunde annimmt und dies mit vielen Millionen Nervenfasern multipliziert, kann man sich in etwa vorstellen, welch große Menge an Information vom Gehirn verarbeitet wird, dieses dann wieder verlässt und in Sekundenschnelle das Verhalten des Hundes ändert. Während des Lernens laufen diese Prozesse blitzschnell und ständig im Gehirn ab. Die Nervenzellen werden durch eine Sinnesreiz (Informations- Input) aktiviert und geben elektrische Impulse ab. Diese gelangen über Synapsen (Verbindungsstellen zwischen den Nervenzellen) zu den benachbarten Neuronen, welche dann wieder aktiviert werden und Impulse abgeben. Somit entsteht eine Nervenzell – Verbindung und je häufiger diese gebraucht wird desto stabiler wird sie von den Neuronen entwickelt und desto schneller kann der Informationsfluss erfolgen. Man kann sich das wie eine Art Daten-Autobahn zwischen den Neuronen vorstellen. Wird also ein Verhalten (Output) von unserem Hund verlangt, kann er es schneller ausführen. Diese neurobiologischen Vorgänge im Gehirn sind der eigentliche Lernprozess.
Lernen im Schlaf?
Ja! Das Gehirn lernt rund um die Uhr, sogar im Schlaf.
Während einer Trainingslektion sind die Nervenzellen im Gehirn aktiv. In den Ruhephasen nach dem Training wird das zuvor Geübte verarbeitet und es sind die gleichen Neuronen aktiv wie vorher im Training.
Daher sind für den Hund auch die Ruhe- und Schlafphasen nach dem Training sehr wichtig, dass sich das gelernte Verhalten festigen kann.
Verschiedene Lernformen
In der Verhaltensbiologie werden verschiedene Arten des Lernens unterschieden, die jedoch nicht nur in dieser einzigen Form ablaufen. Sie können nebeneinander oder von einer zur anderen oder ineinander übergehend ablaufen. Um mit unseren Hunden optimal trainieren und zusammenleben zu können, ist die Kenntnis folgender Lernformen wichtig.
Prägung
Als Prägung wird eine sensible, kurze Phase in den ersten Lebenswochen des Welpen verstanden. Dies findet normalerweise beim Züchter und Besitzer statt. Man kennt Prägungsvorgänge auf ganz unterschiedliche Dinge wie Nahrung, Artgenossen, Geräusche, Gerüche, usw. Nach neueren Studien (ten Cate 1995) nimmt man an, dass diese Phase doch länger andauert und es durchaus möglich ist, gewisse Eindrücke (Fehlprägungen) umzulernen. Der Welpe sollte in dieser Phase mit alltäglichen Reizen vertraut gemacht werden (z.B. Rasenmäher, flatternde Wäsche, fremde Menschen...), damit er für sein späteres Leben gut vorbereitet ist. Er sollte genügend Möglichkeiten haben, seine Umwelt zu erforschen, ohne aber dabei überfordert zu werden. Daher sind lange Ruhe - und Schlafphasen besonders wichtig, um all diese Eindrücke zu verarbeiten.
Gewöhnung (Sensitivierung, Extinktion)
Bei der Gewöhnung spricht man von einer einfachen Form des Lernens. Wiederholt sich ein Reiz (z.B. lauter Knall) in relativ kurzen zeitlichen Abständen, ohne das für den Hund weder positive noch negative Ereignisse folgen, wird die Reaktion auf den Reiz immer schwächer ausfallen.
Der Reiz sollte für die Gewöhnung in einer solchen Intensität auftreten, dass für den Hund kein Stress entsteht. Dies ist auch sehr wichtig für die Verhaltenstherapie. Hier sollte man mit möglichst schwachen Reizen in großer Entfernung starten und die Intensität nur langsam steigern. Der Hund soll sich während des Trainings immer wohl fühlen.
Sensitivierung hingegen bedeutet, dass der Hund auf einen neuen Reiz zuerst mit erhöhter Aufmerksamkeit reagiert. Das Gehirn reagiert stärker und lernt in solchen Situationen besonders intensiv.
Erhält der Hund keine Bestätigung für ein bestimmtes Verhalten, so wird er es immer seltener anwenden. In diesem Fall spricht man von Extinktion. Das Verhalten ist in diesem Fall aber keineswegs gelöscht, sondern kann nach nur einmaliger – wenn auch unbeabsichtigter – Bestärkung sofort wieder auftreten. Deswegen muss, um das Verhalten dauerhaft zu ändern, eine eventuelle Bestätigung dieses Verhaltens auf Dauer ausgeschlossen werden.
Räumliches Lernen
Räumliches Lernen ist ein Lernprozess, der ohne direkte Bestätigung stattfindet. Hierzu ist nur eine einzelne spezifische Erfahrung notwendig, um das Erlernte sofort in vollem Umfang zu nützen.
Im Hundetraining sind zwei Punkte besonders wichtig: Das Generalisieren bereits erlernter Verhaltensweisen und das Abhalten von Trainingseinheiten auf neuem/fremden Gelände.
Das Generalisieren: Wird ein Kommando in der gewohnten Umgebung zuverlässig ausgeführt, steigert man die Intensität in dem man beginnt mit dem Hund in einer anderen Umgebung zu üben. Auch hier ist es wichtig die Anforderungen an den Hund nur langsam zu steigern und zuerst mit sehr reizarmen Plätzen zu beginnen bevor man Art und Stärke der Ablenkungsreize steigert. Am Ende sollte es möglich sein die mit dem Signalwort verbunden Handlung an jedem beliebigen Ort und bei verschiedenster Ablenkung abzurufen.
Fremde Übungsplätze: Der Hund sollte vor Trainingsbeginn die Möglichkeit erhalten, den neuen Übungsplatz zu entdecken. Durch das Erkunden des neuen Ortes, stellt sich der Hund innerlich darauf ein und kann im Anschluss konzentrierter arbeiten.
Nachahmung
Rangniedere Hunde lernen eher durch Nachahmung als Ranghöhere. Nachahmung bedeutet, dass ein Hund ohne externe Auslöser motorische und soziale Verhaltensweisen eines anderen nachmacht.
Im Grunde lernen junge Wölfe auf diese Art das Jagen. Sie kopieren das Verhalten der Eltern zuerst im Spiel, bis sie es auch in der Jagdsituation umsetzen können und dadurch mit der Zeit zu verlässlichen Jägern im Rudel werden.
Diese Art des Lernens macht sich der Mensch zum Beispiel bei der Ausbildung von Hütehunden zu Nutzen. Ein junger, unerfahrener Hund wird ohne jegliche Befehle mit einem erfahrenen Hütehund zur Arbeit geschickt. Durch die soziale Interaktion beginnt der Junghund mit der Zeit das Verhalten des älteren nachzuahmen. Er beginnt oft sogar, die Befehle des Menschen zu befolgen, ohne diese direkt erlernt zu haben oder vom Menschen dafür belohnt zu werden. Seine Motivation bezieht der Junghund aus der direkten Interaktion mit dem ranghöheren Tier sowie aus der Arbeit direkt, da dies einfach seinem Instinkt entspricht.
Das Lernen anhand von Nachahmung funktioniert aber natürlich auch in die andere Richtung. So kann ein junger Hund Angst vor einer Situation entwickeln, in der er selbst noch nie etwas Negatives erlebt hat. Wenn zum Beispiel der ranghöhere Hund ängstlich auf fremde Menschen oder bestimmte Situationen (vorbeifahrende Autos, Radfahrer, etc.) reagiert, besteht die Gefahr, dass auch der Junghund diese Verhaltensweisen übernimmt. Daher ist es für die gute Verhaltensentwicklung eines jungen Hundes wichtig, dass sowohl die Mutter als auch andere erwachsene Hunde, in deren Umgebung die Welpen aufwachsen, ausgeglichene, gut sozialisierte und im Verhalten sichere Vorbilder sind.
Assoziationslernen
Assoziationen sind Verknüpfungen in unserem Gehirn. Wenn wir zum Beispiel an Winter denken, denken wir automatisch auch an Kälte und Schnee. Das sind typische Assoziationen.
Lernen durch Assoziation heißt, dass wenn zwei Reize zur gleichen Zeit auftreten eine Verknüpfung dieser beiden Reize miteinander entstehen kann. Der Hund nimmt aber oft ganz andere Reize wahr als ein Mensch, daher ist es für uns oft nicht klar welche Assoziationen beim Hund entstanden sind bzw. warum sich ein Hund in gewissen Situationen oft so verhält.
Ein Beispiel: Der Hund wird für ein gezeigtes Verhalten (z.B. Abliegen) belohnt. Der Hund verknüpft die Belohnung aber mit dem in dem Moment an ihm vorbei gehenden Hund. Assoziationen können aber natürlich auch im negativen Sinne gebildet werden und zu Schwierigkeiten im Alltag führen: Der Hund wird für ein unangebrachtes Verhalten bestraft. Im selben Moment fährt ein Radfahrer vorbei und der Hund verknüpft die Bestrafung mit dem Radfahrer.
Assoziationslernen findet auch oft im alltäglichen Zusammenleben mit dem Hund statt. So lernt ein Hund sehr schnell, dass ein bestimmtes Ereignis das Eintreten oder Nicht-Eintreten eines anderen Ereignisses zur Folge haben kann. Beispiele:
• Der Mensch nimmt die Hundepfeife/Leine in die Hand – Der Hund weiß, dass dies bedeutet es folgt ein Spaziergang und freut sich.
• Der Mensch setzt sich an den Computer – Der Hund weiß, dass dies bedeutet er kann sich zurückziehen, da vorerst keine Interaktion seitens des Menschen mit ihm stattfindet.
Der Hund kann an Hand von Assoziationen gewünschtes Verhalten nur erlernen, wenn die Ursache (Befehl) und die Wirkung (Belohnung) unmittelbar aufeinander folgen. Im Hundetraining ist dies stets zu berücksichtigen, denn wenn die Belohnung zu spät erfolgt, kann der Hund den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung nicht mehr erfassen.
Hunde lernen schnell, Reize zu ignorieren, die für sie keine Bedeutung haben bzw. in einem Moment gesetzt werden in dem sie mit ihrer Aufmerksamkeit woanders sind. Wird ein Hund in einem Moment abgerufen, in dem er gerade mit einem lustigen Spielgefährten aktiv ist, wird er den Ruf des Menschens „überhören“. Passiert dies mehrmals hintereinander, so lernt der Hund, den Reiz zu ignorieren. Auf Grund dessen ist es in der Ausbildung des Hundes wichtig, darauf zu achten, dass während der Trainingseinheiten keine Reizüberflutung stattfindet.
Der Hund ist ein Augentier. Deswegen reagiert er sehr schnell auf körpersprachliche Befehle. Diese Verknüpfungen auf Handzeichen passieren auch sehr oft unbemerkt. So heben viele Menschen den Zeigefinger in Verbindung mit dem Kommando „Sitz“. Grundsätzlich ist dies ja kein Problem, nur entwickeln sich beim Hund die Verknüpfungen auf den gehobenen Zeigefinger weit stärker, als auf das verbale Kommando „Sitz“. Er lernt dadurch, sich entweder auf das Handzeichen oder die Kombination aus Handzeichen und verbalem Kommando zu setzen; er wird sich aber nicht rein auf das verbale Kommando hin setzen. (Es ist prinzipiell gut, wenn der Hund auf eine Kombination aus Hand- und verbalem Kommando trainiert wird. Bei einigen Wettkämpfen und Prüfungen sind Handzeichen aber ein Grund für Minuspunkte und/oder führen zu Ausschluss. In diesem Falle muss dem Hund beigebracht werden, nur auf verbale Befehle hin zu arbeiten.)
Für das erste Einüben von Kommandos ist es gut, auf einem ablenkungsfreien Platz zu trainieren. Der Hund kann sich so voll auf den Menschen konzentrieren und die Wahrscheinlichkeit, dass ungewünschte Verknüpfungen entstehen ist geringer. Führt der Hund die Kommandos in einer ablenkungsfreien Umgebung verlässlich aus, so sollte der nächste Schritt das Generalisieren sein. Die Kommandos werden in unterschiedlichsten Umgebungen immer wieder geübt und dadurch gefestigt. Auch sollen sie nicht immer direkt neben oder vor dem Hund gegeben werden, sondern es sollten die Abstände zwischen Hund und Hundeführer variieren. Der Hund soll lernen, dass nicht irgendein Reiz aus der Umwelt zur Belohnung führt, sondern einzig und allein das Signal des Hundeführers hierfür wichtig ist, egal welche Ablenkungen um ihn herum stattfinden.
Eine äußerst positive Werbung für Hundehalter ist es, wenn der Hund gelernt hat, sobald er freilaufend einen Jogger, Radfahrer, etc. sieht, ohne Aufforderung zum Hundeführer zu gehen um sich dort seine Belohnung abzuholen.
Klassische Konditionierung
Die klassische Konditionierung ist Grundlage für das Clickertraining. Entdeckt wurde sie vom Forscher Iwan Pawlow (1849-1936). Heute noch ist der „Pawlow’sche Hund“ das Paradebeispiel wie klassische Konditionierung funktioniert.
Beim Hund führt Futter zu einem vermehrten Speichelfluss. Dies ist ein unbedingter Reiz was so viel heißt wie, das diese Reaktion angeboren und reflexartig ist. Pawlow hat einem Hund wiederholt einen Glockenton vorgespielt und im sofort darauf Futter angeboten. Der Glockenton war für den Hund ursprünglich nicht von Bedeutung. Durch die Wiederholung aber gewinnt er an Bedeutung und der Hund beginnt den Glockenton mit dem Futter zu verbinden. Nach diesem Vorgang der klassischen Konditionierung beginnt beim Hund der Speichelfluss ohne dass ihm Futter angeboten wird. Dieser nun „gelernte“ Speichelfluss wird auch als bedingter/konditionierter Reflex bezeichnet.
Die klassische Konditionierung bewirkt also eine Verknüpfung von einem für den Hund bisher völlig unbedeutenden Reiz (Glockenton) mit einem unbedingten Reiz (Speichelfluss).
Es gibt auch eine negative Form der Konditionierung. Wird zum Beispiel direkt nach dem Glockenton wiederholt dem Hund ein Schmerz zugefügt, so reicht nach einigen Wiederholungen der Glockenton aus, um beim Hund ein Meideverhalten auszulösen.
Im Clickertraining wird die klassische Konditionierung folgendermaßen genutzt:
Der ursprünglich unbedeutende Reiz („Click“) wird positiv konditioniert, in dem immer auf das Click eine sofortige Bestätigung – meistens durch die Gabe von Futter – erfolgt. Wenn dies erfolgreich konditioniert wurde, kann der Clicker im weiteren Training als Bestätigung für erwünschtes Verhalten eingesetzt werden.
Operante Konditionierung
Bei der operanten Konditionierung wird ein zufälliges, vom Hund freiwillig ausgeführtes Verhalten belohnt und dadurch verstärkt. Der Hund wird dieses Verhalten in Folge öfters zeigen. Er lernt ein bestimmtes Verhalten zu zeigen um an die Belohnung zu kommen. Komplexere Aufgaben müssen in mehrere Teilschritte zerlegt und in diesen auch belohnt werden, bis das gewünschte Endverhalten erreicht wird. Diese Formung eines Verhaltens nennt man Shaping. Ein Beispiel:
Der Hund soll lernen zu einer Decke zu gehen und sich dort hinzusetzen. Bereits wenn der Hund nur aus der Entfernung in Richtung der Decke sieht oder einige Schritte in diese Richtung geht wird dieses Verhalten belohnt. Um die Belohnung wieder zu erhalten, wird der Hund öfters dieses Verhalten (hinschauen, hingehen) zeigen. Nach einigen Wiederholungen wird dieses Verhalten nun nicht mehr belohnt sondern nur eine Steigerung des Verhaltens, also wenn er beginnt hinzugehen bzw. näher hingeht, auf die Decke steigt, etc. Am Ende wird der Hund nur noch belohnt wenn er sich wirklich auf die Decke setzt.
Instrumentelle Konditionierung
Zwischen Instrumenteller und operanter Konditionierung besteht ein kleiner Unterschied. Bei der instrumentellen Konditionierung wird die Lernsituation vom Trainer gesteuert, und es wird nicht wie bei der klassischen Konditionierung vom Hund freiwillig oder zufällig gezeigtes Verhalten belohnt. Der Hund soll zum Beispiel lernen auf den Befehl „Voran!“ zu einer markierten Stelle zu laufen (und in weiterer Folge dort abzuliegen). Der Trainer schickt den Hund los und wenn er zu der markierten Stelle läuft, wird er dort belohnt. Der Hund kann dieser Verhalten aber nicht freiwillig zeigen, da er immer vom Trainer an den Startpunkt zurückgeführt werden muss und erst von dort mittels Befehl wieder losgeschickt werden kann. Er kann nur durch das starten eines neuen Durchganges zu einer erneuten Belohnung gelangen.
Ernährung und Lernen
Nicht zu vergessen ist der Umstand, dass auch die Wahl des Futters das Verhalten und hier speziell auch das Lernverhalten des Hundes beeinflussen kann. In minderwertigen Futtersorten finden sich oft viele Füllstoffe aus Getreide und diverse Nebenerzeugnisse, sowie chemische Konservierungsmittel, Farbstoffe und Chemikalien. Bei vielen Hunden führen diese Zutaten zu Verhaltensproblemen, Unverträglichkeiten und Allergien.
Oft ist Mais im Futter enthalten und Mais enthält wenig Tryptophan und viel Tyrosin, dies senkt den Serotonin-Spiegel im Gehirn. (Tryptophan wird im Gehirn in Serotonin umgewandelt, Tyrosin ist die Vorstufe von Norepinephrin und Dopamin.) Diese Stoffe beeinflussen die Biosynthese und Konzentration einiger Neurotransmitter. Dies kann sich folgendermaßen auf das Verhalten des Hundes auswirken: Norepinephrin kann eine starke Erregung beim Hund hervorrufen, die zu Aggression führt. Ein Mangel an Serotonin kann zu Impulsivität, Aggression, Angst, Lernschwierigkeiten, Schmerzempfindlichkeit und weiteren Problemen führen.
Hochwertige Proteinquellen enthalten meist mehr Tryptophan als Tyrosin und sind daher empfehlenswerter. Trotzdem kann auch eine Reduzierung der Proteinquellen im Futter zu dramatischen Verhaltensänderungen im positiven Sinne führen.
Es gilt darauf zu achten, dass eine ausreichende Versorgung mit Tryptophan gegeben ist und ein Überschuss an Tyrosin vermieden wird. So kann ein reduzierter Proteingehalt dazu führen, dass aggressives Verhalten des Hundes deutlich abnimmt.
Tofu ist zum Beispiel eine optimale Proteinquelle, da es viel Tryptophan aber wenig Tyrosin enthält!
Aus diesem Grund ist eine Ernährungsumstellung bei aggressiven und schwierigen Hunden oft hilfreich, sollte im Optimalfall aber von einem Veterinärmediziner begleitet werden.
Was hilft dem Hund beim Lernen?
• Es ist wichtig, dass das Training in einer angstfreien, sicheren Umgebung stattfindet. Nur so ist gewährleistet, dass der Hund sich auch voll auf die Lerninhalte konzentrieren kann.
• Neugierde ist den Hunden angeboren und es ist nichts langweiliger als stundenlang die gleiche Übung zu wiederholen. Gerade bei jungen Hunden sollten die Trainingseinheiten daher abwechslungsreich gestaltet sein und man kann sich die natürliche Neugierde des Hundes zu nutzen machen.
• Ruhephasen sind für jeden Hund wichtig um das Erlernte auch verarbeiten zu können.
• Abseits des Trainings ist es notwendig, dass der Hund seine natürlichen Verhaltensweisen ausleben darf. Er soll die Möglichkeit haben mit anderen Artgenossen in Kontakt zu treten, zu spielen, zu schnüffeln, frei zu laufen, etc.
• Die Trainingseinheiten sollten an den Hund individuell angepasst sein, so dass eine optimale Förderung gewährleistet werden kann.
Was ist nicht hilfreiche beim Lernen?
• Es ist wichtig die Trainingseinheiten an den jeweiligen Hund anzupassen um so eine körperliche und/oder geistige Überforderung zu vermeiden.
• Hunde die nicht gut sozialisiert wurden, haben am Übungsplatz häufig ein Problem mit der Anwesenheit anderer Hunde. Auch wenn sie sich nicht zwangsläufig aggressiv verhalten, so kann es vorkommen, dass der Hund während des Trainings mehr die anderen Hunde beobachtet als sich am gemeinsamen Training zu beteiligen.
• Um einen Hund erfolgreich zu trainieren, sollte auf ihn kein Stress und/oder Druck ausgeübt werden. Dies kann aber schnell entstehen, auch z.B. durch Zeitmangel oder ähnlichen Umständen.
Abschließend ist noch einmal darauf hinzuweisen, dass ein Hund kein lebloses Sportgerät ist, der funktioniert wie eine Maschine. Ein Hund hat Bedürfnisse und es ist die Aufgabe seines Besitzers diese zu erfüllen. Nur so kann eine optimale Umgebung geschaffen werden, in welcher der Hund sich optimal entwickeln und lernen kann. Werden diese Punkte berücksichtigt, so steht einem erfolgreichen gemeinsamen Lernen von Mensch und Hund nichts mehr entgegen!
Literaturverzeichnis:
O’Heare, James (2009): Die Neuropsychologie des Hundes. Animal Learn Verlag, Bernau.
Schneider, Dorothée (2005): Die Welt in seinem Kopf. Über das Lernverhalten von Hunden. Animal Learn Verlag, Bernau.
Scholz, Martina; V. Reinhardt Clarissa (2012): Stress bei Hunden. Animal Learn Verlag, Bernau.
Copyright Elisabeth Wolfsgruber